WEIDMANNSHEIL, GEORG WILHELM!
Die wenigsten Einwohner in der Region wissen, das in Weyhausen einst ein Jagdschloss der Celler Herzöge stand. Vermutlich ab 1654 zog es Herzog Christian Ludwig von Lüneburg, den begeisterten Jäger, in die Lüßwälder an der Lutter. Der Herzog, der ab 1650 bei Celle eine Reiherzucht betreiben ließ - daran erinnert heute noch der Reiherpfahl in Altenhagen - und vermutlich auch der Entenfang bei Boye ins Leben rief, ging hier mit seinen Gästen auf Pirsch.
Im Laufe eines guten halben Jahrhunderts wurde die Anlage immer umfangreicher. Zu dem zweigeschossigen Herrenhaus und dem Kavalierhaus gehörten anfangs nur noch der Marstall, die Schmiede, ein Wagenschauer und ein Küchengebäude. Der ganze Komplex war eingezäunt.
Nach dem Tod von Herzog Christian Ludwig im Jahr 1665 wurden unter Herzog Georg Wilhelm von Hannover die Schlossanlagen in Weyhausen erweitert. Das Inventarium der Amtvogtei Beedenbostel erwähnte im Jahr 1666 erstmals "das große neue Gebäude". Weitere Küchengebäude kamen 1668 und 1669 hinzu. "Mitten im Platz vor der alten Küche ist der Brunnen", hieß es im Inventarium von 1670. Ein neuer großer Pferdestall wurde 1672 genannt. 1680 wurde an der Lutter ein Jägerhaus gebaut, wenig später daneben noch ein Schlachthaus.
14 Gebäude wies das Inventarium der Amtsvogtej von 1707 aus. Und das "Weyhäusische Inventarium" von 1730 listete auf 191 Seiten genaustens nicht nur die Gebäude, sondern auch jegliches Mobiliar auf. Doch noch dem Tod von Georg Wilhelm und der Aufhebung der Residenz 1705 begann der Stern des Jagdschlosses in Weyhausen zu sinken. Kurfürst Georg Ludwig von Hannover regierte in Hannover und wurde 1714 als Georg I. König von Großbritannien.
Die kurhannoversche Landesaufnahme von 1778 wies in Weyhausen noch das königliche Jagdschloss aus. Die letzte Erwähnung des Parforce-Jagdschlosses datiert aus dem Jahr 1775. Vermutlich zu diesem Zeitpunkt begannen die Abbrucharbeiten. Viele Materialien wurden für den Bau anderer Gebäude wiederverwendet, so für das Forsthaus Helmerkamp, die Papierfabrik in Lüneburg, aber auch für den Grauen-Hof in Weyhausen. Die Zehnt-Scheune am Amtshof in Beedenbostel, die die Jahreszahl 1671 trug und vor einigen Jahren abbrannte, soll der ehemalige Weyhäuser Marstall gewesen sein.
Der Gewölbekeller des heutigen Forsthauses in Weyhausen, das etwa 1790 gebaut wurde, soll der Keller des alten Jagdschlosses sein. Er und der vor wenigen Wochen wiederentdeckte Brunnen sind neben kleinen Zufallsfunden bei der Gartenarbeit bisher die einzigen Zeugnisse des früheren herzoglichen und königlichen Areals. Bei der spannenden Suche nach einen untergegangenen Stück Heimatgeschichte - unter der Aufsicht des Beauftragten für archäologische Denkmalpflege in Stadt und Landkreis Celle, Hans Georg Berger - wurde vor allem ein Lageplan sehr vermisst.
Die Beteiligten aus Weyhausen und Eschede wünschen sich, dass in den kommenden Jahren Archäologen und Historiker vor den Augen der interessierten Öffentlichkeit ein Stück Weyhäuser Vergangenheit in das Licht der Gegenwart rücken, Ihre Mithilfe bieten sie hierzu gerne an. Vielleicht ist der Tag des offenen Denkmals 1998 hierzu ein erster Schritt.
Joachim Gries, Journalist, Spurensucher und Heimatforscher aus Eschede