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DER GAUSS´SCHE PUNKT SCHARNHORST


Ausschnitt aus deutscher Grundkarte, 1998
Ausschnitt aus deutscher Grundkarte, 1998

Im Rahmen der Gradmessung von 1821-23 wurde auch auf der Höhe des Scharnhorster Berges (Bezeichnung ist offenbar erst in den letzten Jahren üblich geworden) ein Vermessungspunkt ausgewählt und auf ihm und zu ihm beobachtet.

Der alte, 1822 gesetzte "TP-Stein" erhielt den Namen "Scharnhorst", Er ist längst nicht mehr vorhanden. Der Sandabbau am 1964 dort errichteten Asphalt-Mischwerk gefährdete aber auch die Ersatzpunkte immer wieder. Bekannt ist, dass um 1899, 1953 und 1981 weitere Verlegungen stattfanden. Der heutige Punkt an der Grubenböschung zur Escheder Seite Richtung Wasserwerk hat die Nummer 3227/5 und ist ein trigonometrischer Punkt 2.Ordnung.

Auch der Nachbarpunkt "Breithorn" musste 1896 verlegt werden, jedoch steht der damals neu gesetzte Stein -jetzt mit Namen "Breitehorn" und der Nummer 3127/6 - nur etwa 1,5 Meter neben dem noch erhaltenen alten Gauß'schen Postament. Beide Scharnhorst und Breithorn - sind Punkte in der Dreieckskette lnselsberg-Hamburg.

Da die Bodenerhebungen und Sichtweiten in der Heide wie erläutert erheblich kleiner sind als im südhannoverschen Hügelland, lagen die Punkte entsprechend dichter. Zum Vergleich: Das südlichste Dreieck lnselsberg-Brocken-Hohenhagen hat Seitenlängen von 107,69 und 83 Kilometer, die etwas weiter nördlich gelegenen Deister-Garßen-Lichtenberg 61, 62 und 48 km und schließlich Deister-Garßen-Falkenberg 61, 71 und 28 km. Die von Scharnhorst aus beobachteten Orte waren:

Punkt  

Entfernung

Höhe über NN

Breithorn   

11,2 km

117,7 m

Garßen   

  10,8 km  

75,3 m

Falkenberg

29,7 km

149,6 m

Mit diesen drei gemessenen Richtungen wurde Scharnhorst Eckpunkt in zwei Dreiecken innerhalb der Kette: ScharnhorstFalkenberg-Breithorn (30 - 27 - 11 km) und Scharnhorst-Garßen-Falkenberg (11- 28 - 30 km). Ein Blick auf den Netzplan der Gauß'schen Gradmessung zeigt die damalige Dreieckskette und lässt aus der Anordnung erkennen, welche Schwierigkeiten das Gelände gerade in der Südheide bot. Man muss aber auch davon ausgehen, dass die Punkte Garßen, Breithorn, Hausselberg oder Falkenberg, die heute alle im Walde liegen, damals auf freien, unbewaldeten Hügelkuppen lagen (von Bergen darf man wohl nicht recht sprechen) wahrscheinlich umgeben von Heide. Erst die großen systematischen Aufforstungen in der 2. Hälfte des 19. Jh. führten bekanntlich zum heutigen Landschaftsbild.

Rolf Riemann
Dipl-Ing., Seniorchef des Celler Vermessungsbüros
Riemann-Meyer-Koch