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DAS JARNSER HIMMELREICH:

Eine Landschaft mit Geschichte

Wald, Sumpfflächen und Fischteiche bestimmen heute das Jarnsener Himmelreich. Das war nicht immer so. In den vergangenen Jahrhunderten wurde dieser Raum durch eine weitgehend offene Landschaft geprägt. Umgeben von Äckern und Heideflächen nahmen Wiesen fast durchgehend die Talniederungen ein. In einer Senke beendete die Lutter ihren Lauf und mündete in die Lachte. Es ist zu vermuten, dass durch den Eindruck der landschaftlichen Schönheit dieses Raumes der Name "Himmelreich" entstand. Ein anderer Ursprung des Namens könnte darin liegen, dass Ende der 20er Jahre Pastor Uhlhorn aus Beedenbostel jedes Jahr am Himmelfahrtstag im Jarnsener Himmelreich einen Kindergottesdienst gehalten hat.

 

 


Ausschnitt aus Kurhannoverscher Landesaufnahme von 1777

Wiesen stellten in den vergangenen Jahrhunderten die wertvollsten Grundstücke der Heidebauern dar. Sie dienten der Heugewinnung für das Vieh. "Die Noth, die Mutter so mancher Erfindungen, lehrte auch die Lüneburger Heidebewohner. bey ihrem großen Futtermangel früh die Benutzung der Bäche zur Wiesenbewässerung kennen." So schrieb im Jahre 1800 der aus Celle gebürtige Agronom Albrecht Daniel Thaer. Über Jahrhunderte wurde die Talniederung des Jarnsener Himmelreichs als Wiesen genutzt, das Sprichwort befolgend: "Wo Wasser, da Gras."

Mit der Umstrukturierung der Landwirtschaft nach dem ist zweiten Weltkrieg, der Einführung mineralischer Düngemittel und der Mechanisierung der Landwirtschaft ging die Bedeutung des Grünlandes an den Fließgewässern verloren. Einige ehemalige Wiesen im Himmelreich sind noch heute als offene Surmpfflächen erkennbar, andere wurden bereits in den 1960er Jahren mit Erlen aufgeforstet. Im Jamsener Himmelreich wurden zur gleichen Zeit einige der Flächen in Fischteiche umgewandelt. Außerdem wurde der Lauf der Lutter geändert und das Bachbett ausgebaggert. Manche alteingesessene Jarnsener beklagen seitdem den Verlust ihres "Himmelreiches". Mit dem Lutterschutzprojekt wird ersucht, die Ursprünglichkeit des Heidebaches wieder herzustellen.

Der einst in dieser Landschaft weit verbreitete Fischotter stand im Mittelpunkt einer jährlichen Tanzveranstaltung in Jarnsen, dem "Otter vertehren". Heute hat der sehr heimlich lebende Fischotter einen seiner wichtigsten Lebensräume Niedersachsens an Lachte und Lutter. Die Perlenstickereien des Klosters Wienhausen zeugen vom ehemaligen Reichtum an Flussperlen in den Heidebächen. Auch für das Jarnsener Himmelreich ist ein Flussperlmuschelvorkommen belegt. Seit einigen Jahren zeigen sich Erfolge in dem Bemühen, dieses letzte bedeutende Vorkommen im norddeutschen Tiefland zu sichern.

Die Aussagen des vorstehenden Textes beruhen auf einer Auswertung historischer Karten und Veröffentlichungen sowie mündlichen Hinweisen von Hans-Hermann Trumann und Edelgard Luttermann aus Jarnsen.

Elfie und Thomas Kaiser, Beedenbostel