IT´S MAGIC
Wenn unsere Hoffnungen nicht trügen, dann ist das MAGISCHE-ORTE-Experiment spätestens mit der Einweihung des Hankensbütteler Musentempels etabliert in der Grenzregion zwischen Gifhorn und Celle, zwischen Heidmark und Naturpark Südheide diesseits und jenseits von B 4 und B 191. Nur wenigen regionalgeschichtlich Interessierten sind die gemeinsamen kulturhistorisch-geografischen Gemeinsamkeiten dieses dünnbesiedelten Landstrichs gegenwärtig:
Über Jahrhunderte bildete der altsächsische Grethingau, fast identisch mit den heutigen Samtgemeinden Hankensbüttel, Lachendorf und Eschede, eine ethnische Einheit, begrenzt durch "harte" Demarkationslinien wie Ise und Aller im Osten und Süden, aber auch von fast unsichtbaren Angelpunkten wie "Dralles Kesselhaken" in Eschede-Rebberlah weit im Westen. Ist es nicht merkwürdig, dass gerade im Zeitalter der Globalisierung über regionale Allianzen nachgedacht wird? Die Suche nach Zukunftsperspektiven führt zumal in den als strukturschwach geltenden ländlichen Räumen Europas zu neuer Offenheit: Die Kirchtürme kommen sich näher.
Das bis heute heiß diskutierte "Lutter-Projekt" beschleunigte den Strukturwandel im Raum Steinhorst- Eldingen- Scharnhorst. Naturschutzexperten aus Braunschweig, Gifhorn, Lüneburg und Celle schufen Überlebenschancen für Fischotter, Schwarzstorch, oder Flussperlmuschel, brachten aber keine Antworten mit, wie es mit den Dörfern beiderseits der Kreisgrenze weitergehen soll, wovon die Menschen dort künftig leben sollen. Erst in jüngster Zeit gibt es über PRO LAND und andere EU-Förderprogramme Handlungsansätze. Die Probleme haben oft andere Namen, gleichen sich zwischen Sizilien und Irland aber irgendwie. "Bottoms up"-Konzepte wünschen sich die Regionalplaner. Was nichts anderes heißt: Von unten müssen tragfähige Ideen und Visionen kommen.
So gesehen sind MAGISCHE ORTE ein vielschichtiges Experimentierfeld. Sie sollen Menschen zusammenbringen, das Bewusstsein für gemeinsames Handeln schärfen und neue Horizonte entdecken helfen, neugierig machen, Emotionen und Erinnerungen wecken, ganz allgemein: Impulse setzen und aus Sackgassen herausführen. Das kann unser aller Schade nicht sein! Einige praktische Erfolge sind auch für weniger Kulturbeflissene bereits sichtbar. Lückenschlüsse im regionalen Radwegenetz gehören dazu, zwanglose Gespräche zwischen den Dörfern. Im Rückraum des merkwürdigen Weyhäuser Hirschen soll das untergegangene Jagdschloss der Celler Herzöge als Wegweiser zu den Museen und Touristenattraktionen rechts und links der Bundesstraße wiedererstehen. Auch der Musentempel wird Bewegung auslösen, da bin ich ganz sicher!
Klaus Drögemüller
Projektbüro "Magische Orte in der Südheide", Eschede