Wünsche im Endeholzer Sand
Steinreich ist unsere Landschaft - besonders nach der Kartoffelernte. Immer wieder kommen dann neue Spuren aus grauer Vorzeit ans Tageslicht. Mit einer mehrdeutig-beziehungsreichen Landschaftsinstallation setzt sich die seit einigen Monaten in Eschede ansässige Aktionskünstlerin Marion Gülzow mit den Feldsteinen der Südheide auseinander.
Mit ihren vier Meter hohen Kartoffel(stein)-kisten will sie Wünsche förmlich in den Himmel wachsen lassen und die Phantasie der Besucher beflügeln. Zugleich spielen die interaktiven Stahlsäulen industrieller Prägung auf steinzeitliche Besiedlungsspuren in nächster Umgebung an: Hier, an der Wasserscheide zwischen Aschau und Lutter, gibt es die größte Dichte an archäologischen Funden im ganzen Kirchspiel Eschede.
Heimatforscher um Hans Türschmann und Friedrich Hammann haben die Vermutung von einer prähistorischen Werkstatt an den sonnigen Südrändern des Krähenmoores überliefert. Sammler und Jäger scheinen dort ihre Lager aufgeschlagen und unscheinbare Steinwerkzeuge zurückgelassen zu haben. Gestützt wird diese These zusätzlich durch die mysteriöse Flurbezeichnung "Kerkhoff" wenige hundert Meter westlich in der Scharnhorster Gemarkung in Höhe Kolkwiesen/B-Graben.
Doch ähnlich wie beim Hohenbostel-Mythos gibt es derzeit mehr Fragen als Antworten. Als erfreuliches Zwischenergebnis der Magische-Orte-Projekte lässt sich bereits festhalten: Die Auseinandersetzung mit den spärlichen Zeugnissen unserer Frühgeschichte hat überall begonnen. Nebenbei lohnt sich auch ein Blick in die Endeholzer Chronik. Dort findet sich die Sage von den Riesenhirten. Auch die hatten es mit Steinen der Region und konnten angeblich mächtige Findlinge von Räderloh in den Wulfsloh zwischen Höfer und Gockenholz werfen...
Wir lassen Sie ab heute allein mit Ihrer Phantasie. Mit dem Wunschstein-Projekt findet das grenzüberschreitende Kulturtourismus-Experiment zwischen Eschede, Lachendorf und Hankensbüttel sein vorläufiges Ende. 20 geschichtsträchtige Plätze der Region sind seit Mai 1998 in ein neues Licht gerückt worden. An 14 Stationen hinterließen Künstler dauerhafte Spuren unserer "Heimatkunde in Expo-Zeiten". Herzlichen Dank für alle Unterstützung, aber auch für konstruktive Kritik!
Möge uns in Zeiten ganz neuer, kaum fassbarer äußerer Bedrohungen vor allem ein Wunsch in Erfüllung gehen: Toleranz und Frieden zwischen den Weltkulturen. Werfen Sie Ihren persönlichen Stein dazu in die Kisten!
Klaus Drögemüller