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Die Legende von den Wunschsteinen zu Endeholz

Als in grauer Vorzeit Menschen durch das Urstromtal von Aschau und Lutter zogen, fanden sie an den sandigen Ufern der Gegend manch guten Platz für ihre Rast und Ruhe. In der langen Dämmerung der milden Sommerabende war Zeit fürs Fabulieren und den Austausch von Geheimnissen.

Einer wusste von Feen und Zwergen zu berichten, ein anderer von Riesen. Die Spur, die diese Wesen hinterließen, war eine steinerne, so ging die Sage. Die kleinen Wesen bauten ihre Burgen und Paläste aus rot und schwarz glänzenden Feuersteinen und legten darum Mauern an aus glatten, runden Steinen. Die großen Wesen hausten in tiefen Höhlen unter der Erde, doch wenn einer von ihnen starb, begaben sie sich an das Tageslicht, um ihn angesichts des Himmels unter mächtigen Steinen, genannt Findlinge, zu bestatten. 

Für Menschen, die auf solcherlei Spuren stießen, war es heilige Pflicht, diese nicht einfach zu zerstören oder für ganz alltägliche Zwecke zu mißbrauchen. Sich jedoch etwas zu wünschen anhand der Steine war stets ein guter Weg, um der Erfüllung sich zu nähern. Statthaft waren allerdings nur gute Wünsche. Rache und Mißgunst, jemandem ein Unglück an den Hals wünschen, das würde auf den Wünscher selbst zurückfallen. Doch im Laufe der Jahrtausende wurde die Gegend eine andere. Feen, Zwerge und Riesen waren längst entzaubert und hatten sich ins ewige Eis der Erinnerung eingeschlossen. 

Die Menschen zogen nicht mehr umher, sondern waren seßhaft geworden und hatten dabei manche Rast und Ruh' verloren. Die steinernen Spuren der kleinen und großen Wesen waren in alle Winde zerstreut und tauchten nur bei der Feldarbeit als störende Hindernisse für Pflug und Scharr auf. Die Palast- und Mauersteine der Feen und Zwerge wurden an den Feldrändern aufgehäuft, um dann zur Wegbefestigung weiterzudienen. Die Findlinge der Riesen wurden mühsam gehoben und an Wegkreuzungen oder Grundstücksgrenzen aufgestellt, um auf Richtung oder Eigentumsverhältnisse zu verweisen.

In nächster Nähe unserer Gegenwart jedoch, begannen sich die Menschen wieder zu besinnen auf Spuren ihrer Herkunft und Vergangenheit. Magische Orte nennen sie es hier in der Südheide, rund ums Urstromtal zwischen Aschau und Lutter. Und sie locken damit Neugierige aus Städten und Gemeinden der näheren und ferneren Umgebung in ihre Region, setzen sie auf zweirädrige Gefährte oder lassen sie in ihren Vierrädrigen sitzen und geben ihnen Hinweiskarten mit auf den Weg.

Ob Schelploh, Schmarloh oder Schweinekrieg, die Rundreise lädt ein zum Rasten und Ruhn und Fabulieren wie in der grauen Vorzeit. Im Jahr 2001 wird nun ein neuer Ort sich zu erkennen geben: Ein aufgelassener Feldweg zwischen Hesterfeld und Schwarzem Kamp am nordwestlichen Endeholzer Dorfrand. Hier erheben sich am Ackerrain mit prächtigem Panoramablick aufs verlandete Urstromtal Richtung Scharnhorst, die Lüßwälder im Norden und das Luttertal im Osten drei Drahtstelen, gefüllt mit Steinen, genannt DIE WUNSCHSTEINE ZU ENDEHOLZ. 

Und wer sich ihnen nähert, erkennt sofort die Ordnung des Systems: Eine drahtene Stele ist gefüllt mit roten Feuersteinen, die mittlere mit runden, heute sogenannten Kartoffelsteinen und die dritte zeigt sich mit schwarzgrauen Feuersteinen. Tritt der Betrachter dann vor sie hin, so sieht er, daß der Sockel eine leere Saatgutkartoffelkiste ist, die ein Schild trägt mit der Aufforderung, daselbst Steine zu sammeln:

Werte Wanderer, werte Besucher, die Ihr hier verweilt!
Diese Steinsäulen lassen Wünsche in den Himmel; wachsen, damit sie in Erfüllung gehen. Die roten Steine
sind für die Liebe, die schwarzgrauen für eine gute
Gesundheit und ein langes Leben und die runden
Kartoffelsteine für Geld und Erfolg.

Wer seiner ganz persönlichen Wunscherfüllung näher kommen will, sammle denn aus den Steinen der Umgebung die nötige Menge und werte sie in die Kisten, entsprechend der Säulenfüllung. Sind Freude und Ernsthaftigkeit dabei im Spiel, werden die Wünsche sicher irgendwann einmal in Erfüllung gehen.

Marion Gülzow

 

Ausschnitt aus der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1777, Blatt Eschede. Seit kurzem gibt es im Samtgemeindearchiv Eschede eine Farbreproduktion der Originalkarte aus dem Hauptstaatsarchiv Hannover. Sie wartet noch auf fachkundige Auswertung...