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Die Beedenbosteler Sieben

Gesunde Skepsis beherrschte die Beratungen im Gemeinderat und Festkomitee, als wir den Beedenbosteler Eichenhain als magischen Ort ins Gespräch brachten. Auf einer Fotomontage präsentierte Bernd Moenikes sein künstlerisches Konzept: Gut 25 übermannsgroße, mit der Motorsäge grob bearbeitete und an griechische Statuen gemahnende Eichenskulpturen wollte er in lockeren Gruppen auf dem Platz verteilen. Düstere Holzköpfe hätten kirchspielsweise zusammenstehen und nachdenkliche Blicke werfen sollen in alle Himmelsrichtungen - hinüber zu ihren heute nur fünf bis zehn Autominuten entfernten Heimatdörfern.

 

 

Nach Ahnsbeck, Endeholz, Hohnhorst, Ummern oder Weyhausen. Lässt man sich so etwas zum Geburtstag schenken, wenn der repräsentative Findling zum 950. Dorfjubiläum längst aus dem Dreck gezogen ist? Und würden die Nachbardörfer wirklich Baumstämme stiften zum Kommersabend, wo man doch traditionell Zinnteller austauscht, Freibier trinkt und dem Chronisten lauscht? Bedenkliche Blicke trafen die Projektemacher, nicht nur des schönen Geldes wegen: Die Kinder könnten Schaden nehmen, sich vor den Butzemännern fürchten. Schnell in die Schublade mit dieser Schnapsidee also? Wie wir sehen, ist es anders gekommen. Was sollen uns die sieben Geschworenen heute sagen?

Celles "Naher Osten", das Gebiet des alten Gretingaues und der späteren Amtsvogtei Beedenbostel, ist nicht eben reich an beeindruckenden historischen Zeugnissen. Die Magie geheimnisvoller Orte, die Aura phantasieanregender Plätze vermuten wir hier kaum. Kein Wunder, wenn auch im jüngsten Band der Beedenbosteler Chronik ein großer Bogen gemacht wird um einen der geschichtsträchtigsten Punkte der Südheide: Nichts genaues weiß man halt nicht. Aber der dreieckige Eichenhain "in der Grund" ist nicht nur schmückendes Beiwerk eines im Kern ungewöhnlich intakten Südheidedorfes. Solange hier Menschen wohnen, scheinen sich ihre Vorturner dort versammelt zu haben. Überliefert ist seine ursprüngliche Rolle als Thingplatz (Denkfabrik) in germanisch-fränkischer Zeit. Später fanden regionale Holzgerichte statt. Im Dreißigjährigen Krieg trat hier nachweislich dreimal der Lüneburger Landtag zusammen. Die Amtsvogtei nutzte das Gelände als zentralen Musterungsplatz für Büchsen-, Hellebarden- und Axtträger. Hier liegen auch die lokalen Wurzeln unseres Schützenwesens, erwachsen aus zünftigen Pfingstmanövern unter den Eichen. Und was hat es mit den Geschworenen auf sich? Sie waren "verlängerte Arme", quasi Hilfssheriffs des Beedenbosteler Amtsvogtes in seinem großen Verwaltungsbezirk, im ersten Zugriff all-zuständig in den weit verstreuten Dörfern, also ehrenamtliche Funktionsträger in der Tradition unserer Bürgermeister. Auch wenn sie sich vermutlich nicht unter freiem Himmel versammelten, so führte der oft beschwerliche, stundenlange Fußweg an den Eichen vorbei.

So gesehen stehen Moenikes magische Sieben symbolisch für all' jene namenlosen Männer (und Frauen!), die sich im Wandel der Zeiten um das Zusammenleben der Menschen in unserer Region verdient machten und unter den Beedenbosteler Eichen ein Kraftfeld fanden für zukunftsweisende Ideen und Lösungen.

Klaus Drögemüller
Projektbüro "Magische Orte in der Südheide"